Konzeptionen

Beispiele für Programmkonzeptionen…

1. Die deutsche Orgeltabulatur – eine internationale Musiknotation

Im 16. Jahrhundert und bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Europa eine Vielzahl von Notationsformen für Musik bevor sich unsere noch heute gebräuchliche Musiknotation allgemein durchsetzte. Neben der spanischen Zifferntabulatur, der englisch-niederländischen, der italienischen und der französischen Orgeltabulatur war die deutsche Orgeltabulatur das einzige Notationssystem, das Buchstaben verwendete. Gleichzeitig hatte diese Notationsform in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts die größte geographische Verbreitung in Europa.
Deutsche Orgeltabulaturen wurden außerhalb Deutschlands unter anderem verwendet in Schweden, Dänemark, Polen, Österreich, Schweiz, Norditalien und Ungarn.
Der letzte Druck einer deutschen Orgeltabulatur erfolgte im Jahre 1645. Dennoch beherrschte auch Johann Sebastian Bach noch 70 Jahre später diese Notationsform.

Das Konzert schlägt einen großen Bogen durch die in verschiedenen europäischen Ländern erhaltenen deutschen Orgeltabulaturen und ist sehr gut auch auf historischen Orgeln darstellbar.

Scan10001

 

2. Bach und seine Bearbeiter

Insbesondere im 19. Jh. war es üblich, originale Orchester- und Chorwerke für die Orgel zu bearbeiten oder Originalthemen anderer Komponisten als Grundlage für eine Neukomposition zu benützen. Letztlich geht diese Tradition der Bearbeitung aber auf Bach selbst zurück, der ein eifriger Bearbeiter oder „Transkribist” seiner eigenen Werke war. So hat er mit den „Schübler-Chorälen” sechs solcher exemplarischen Bearbeitungen im Druck veröffentlicht. Die Herausforderung solcher Orgeltranskriptionen ist es, aus dem vorliegenden Original einen möglichst „echt” klingenden Orgelsatz zu schaffen.

Das Programm stellt interessante und raffinierte Bearbeitungen Bachscher Werke durch Komponisten wie Liszt, Vierne und Gouilmant zwei Großwerken Johann Sebastian Bachs wie z. B. der Passacaglia und Fuge c-Moll gegenüber.
Ein Programm für mittlere bis große symphonische Orgeln.

jsbach   Liszt

3. „Nord-Süd-Dialog”

Selbst von süddeutscher Provenienz, bin ich doch seit über 20 Jahren in Norddeutschland sehr gut mit den zahlreichen historischen Orgeln hier vertraut. Und so reizt es mich immer wieder, den Organisten der Hansestädte ihre Pendants aus dem Süden entgegen-zusetzen. Die Werke etwa eines Johann Ulrich Steigleder, eines Johann Staden oder Johann Pachelbels und weniger bekannter Komponisten aus dem südlichen deutschen Sprachraum erklingen dann sozusagen mit einem norddeutschem Akzent.

So werden Toccaten, Tänze und Choralbearbeitungen aus beiden Regionen einander gegenübergestellt und ergeben einen umfassenden Eindruck des Reichtums des Orgelschaffens im deutschen Sprachraum vom 17. bis zum 18. Jahrhundert.

Stellwagen-Orgel Stralsund

Stellwagen-Orgel Stralsund

 

Seuffert-Orgel Kloster Ebrach / Franken

Seuffert-Orgel Kloster Ebrach / Franken

4. „… un gusto barbaro …”

Ein Programm, das zusammen mit der Flötistin Martina Kunkel konzipiert wurde.

Johann Joachim Quantz, Kammercompositeur und Lehrer Friedrichs des Großen, beklagt sich in seinem Buch „Versuch einer Anweisung, die Flöte traversière zu spielen” über den oft noch rückständigen musikalischen Stil in Deutschland. Insbesondere die Organisten und Komponisten hätten sich immer noch nicht dem aktuell vorherrschenden musikalischen Geschmack Italiens und Frankreichs angeschlossen, sondern stünden „dem guten Geschmack im Wege”. Deshalb pflegten die Italiener den Geschmack der deutschen Musiker einen barbarischen Geschmack, eben „un gusto barbaro” zu nennen. Als lobenswerte Ausnahmen nennt Quantz Musiker wie Johann Pachelbel, Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann. Diese Komponisten hätten die „schmackhaftesten Instrumentalstücke” ihrer Zeit geschrieben und hätten so wesentlich so dazu beigetragen, dass sich das Vorurteil gegen die deutsche Musik nach und nach verloren habe.

Das Programm stellt Stücke dieser von Quantz genannten Komponisten zeitgenössischen deutschen Komponisten wie Hans-André Stamm gegenüber und will – augenzwinkernd – Zeugnis davon ablegen, dass die finsteren Zeiten, in denen man Musik aus Deutschland einen barbarischen Geschmack attestierte, lange vorbei sind.